Frau E. hat zwei Töchter. Eine davon habe ich noch nie gesehen, die andere macht Kammermusik auf der (Tisch-?)Harfe und das nicht zu knapp. Für meinen Geschmack etwas zu viel, aber die Gruppe von Heimbewohnern scheint es weniger zu stören – deshalb halte ich mich raus. Ausserdem habe ich gelesen dass Musik sehr wichtig bei Demenz/Alzheimer ist und manchmal singen die Heimbewohner der Gruppe tatsächlich mit, dann bin ich verblüfft – so gesehen ist die Kammerspielerin vermutlich gut für die Patienten und ich sollte mehr Respekt zeigen.
Frau E. ist klein und etwas breit. Nicht dick, wirklich breit von vorne betrachtet, aber irgendwie ohne Bauch, so wie ein Lego-Männchen.
Frau E. ist lustig, manchmal zumindest, so erzählt meine Lebenspartnerin. Zum Beispiel gibt Ihr die Kammerspielerin nur eine Wurschtscheibe auf’s Brot, woraufhin Sie sich lautstark beschwert: „Wieso bekomme ich nur eine Wurscht? Ich will mehr Wurscht!“, Daraufhin gibt Ihr meine Lebenspartnerin noch zwei Wurschtscheiben, woraufhin das Brot unter den Wurschtscheiben verschwindet. Daraufhin Frau E. „Und Brot? Wieso bekomme ich kein Brot?!? Klar, das Brot war nicht mehr sichtbar, aber dem Blick, aus dem Sinn 😉
Oder Frau E. sagt zu meiner Lebenspartnerin oftmals „Sie, Frau Schwester!“ und möchte dann irgendetwas von Ihr. Hin und wieder verbessert Sie meine Lebenspartnerin mit dem Hinweis dass Sie keine „Schwester“ sei. „Ja wer sind Sie denn dann?“ – „Ich bin die Tochter von der Margrit“ – „Na ja, aber ‚Tochter-von-der-Margrit‘ ist etwas lang, haben Sie denn keinen kürzeren Namen?“ – Daraufhin sagt Sie Ihren Vornamen und sie einigen sich darauf. Bis Frau E. es wieder vergisst.
Frau E. kann grantig werden, aber meistens ist es so ein nettes grantig, manchmal sogar so lustig wie beschrieben. Ohne Frau E. wäre es sicherlich etwas monotoner in der Gruppe, Sie bringt etwas Schwung hinein, aber Kammermusik auf der Harfe würde ich dennoch wohl nicht vermissen, sorry.